Geschichte der Arbeitsgemeinschaft für Südniedersächsische Heimatforschung (ASH)

Um 1900 entstand in vielen Regionen Deutschlands ein ausgeprägtes Heimatgefühl und Geschichtsbewusstsein. Träger dieser Entwicklung waren vielerorts die Lehrer. Für Südniedersachsen sind fünf Männer zu nennen, die federführend in dieser Richtung wirkten: August Tecklenburg (1863-1929), Bruno Crome (1877-1933), Heinrich Deppe (1870-1933), Moritz Heyne (1837-1906) und Heinrich Sohnrey (1859-1948).

Besonders Tecklenburg hatte den Wert der Heimatkunde für den Schulunterricht erkannt. 1891 trat er im Göttinger Bezirkslehrerverein mit einem richtungsweisenden Vortrag über „Die Geschichte unserer heimatlichen Landschaft und der Geschichtsunterricht in unserer Schule" an die Öffentlichkeit. Der pädagogische Grundgedanke, die allgemeine Geschichte durch Heimatgeschichte zu erläutern und zu beleben, fand eine breite Zustimmung und wurde in den folgenden Jahrzehnten konsequent umgesetzt.

Darüber hinaus bemühte Tecklenburg sich, auch der allgemeinen Öffentlichkeit den Weg zur Heimat und zur Geschichte zu zeigen. Er gründete 1892 gemeinsam mit Moritz Heyne und Ludwig Grube den Göttinger Geschichtsverein, bereitete die Sitzungen vor und gab die Protokolle in Druck.

1929 veranlasste er gemeinsam mit Heinrich Deppe die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft „Südhannoverscher Heimatfreunde", eines Zusammenschlusses von Vereinen und Persönlichkeiten, „die sich in Südhannover in irgend einer Art um Erforschung, Verständnis und Förderung der Heimat und um die Fruchtbarmachung des Heimatgedankens bemühen".

Im Mittelpunkt der Gründungsversammlung stand ein Bericht von Heinrich Deppe über die Tätigkeit des „Niedersächsischen Ausschusses", der lebhaft diskutiert wurde. Es wurden vier Arbeitsausschüsse gegründet und unter die Leitung sogenannter „Obmänner" gestellt - Vorläufer der heutigen Fachgruppen. Die ersten Ausschüsse hatten folgende Schwerpunkte: 1) Naturschutz und Landschaftspflege, 2) Kunst- und Denkmalpflege, 3) Volkskunde, „Trachten, Sitten, Gebräuche", 4) Geschichte und Vorgeschichte. Einen besonderen Wert legten die Ausschüsse auf die Zusammenstellung des heimatlichen Schrifttums mit „geschichtlichem, volkstümlichem und literarischem Inhalt", wie es ein Protokoll aus dem Gründungsjahr nennt.

Mit jährlich zwei Tagungen und durchschnittlich 30 bis 50 Besuchern wurde die Arbeit kontinuierlich vorangetrieben. Die NS-Zeit unterbrach diese Entwicklung. Im Zuge der „Gleichschaltung" mussten die „Südhannoverschen Heimatfreunde" ihre Arbeit einstellen.

Am 6. April 1949 - nach zehnjähriger Pause - versammelten sich 53 Mitglieder zur 18. Tagung, die wieder in Northeim stattfand. Seit diesem Datum tagt die ASH zweimal im Jahr in Northeim mit Vorträgen, im Frühjahr und Herbst, gelegentlich in Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen, wie der Heinrich-Sohnrey-Gesellschaft. Das Jahr 1970 brachte, bedingt durch den Fortzug des damaligen langjährigen Vorsitzenden Dr. Heinrich Eggeling, eine Umstrukturierung bezüglich der Vorstandsarbeit und der Inhalte mit sich. Nachdem ein Arbeitsausschuss diesbezügliche Vorschläge ausgearbeitet hatte, fand am 24. Oktober 1970 im Hotel „Sonne" in Northeim die 63. Tagung der ASH statt, auf der der bisherige stellvertretende Vorsitzende Dr. Wolfgang Gresky zum Vorsitzenden gewählt wurde. Außerdem wurden sechs Fachgruppen gegründet, von denen fünf am selben Abend einen sogenannten „Obmann" erhielten:

  1. Naturschutz: Dr. Heinrich Mönkemeyer, Northeim
  2. Geschichte: Dr. Günther Meinhardt, Göttingen
  3. Geologie: Dr. Karl Kummer, Salzgitter-Lichtenberg
  4. Geographie: Dr. Heinrich Troe, Göttingen
  5. Heimatpflege: Fritz Klähn, St. Andreasberg
  6. Struktur- und Raumordnung

Probleme gab es bei der Gestaltung des „Südhannoverschen Heimatkalenders", des bisherigen Publikationsorgans, dessen Form als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde. Außerdem wurde der Name der Arbeitsgemeinschaft geändert. Ab September 1973 erschien quartalsweise das „Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Südniedersächsischer Heimatfreunde e.V.", dessen Aufgabe vor allem darin lag, über die beiden Tagungen im Jahr hinaus eine Informationsquelle zu bieten: Protokolle von Tagungen und Exkursionen, kurze Zusammenfassungen von Vorträgen, Terminplanungen der Fachgruppen, Berichte der Fachgruppen über ihre Tätigkeit, Berichte befreundeter Verbände und Buchbesprechungen.

1984 wurde das Mitteilungsblatt in seiner äußeren und inneren Form grundlegend geändert. Die Zeitschrift „Südniedersachsen", die seitdem in drei Heften erscheint, vereint die Informationen der bisherigen „Mitteilungen" mit wissenschaftlichen Aufsätzen aus den Arbeitsbereichen der Mitglieder.

Beim 75jährigen Jubiläum im Jahre 2004 wurde der Name geändert in "Arbeitsgemeinschaft für Südniedersächsische Heimatforschung".