Exkursion zur Wilhelmshütte in Bornum bei Bockenem
Die Wilhelmshütte wurde im ehemaligen Herzogtum Braunschweig im Jahre 1728 gegründet, um die Eisenerze der näheren Umgebung (Neuwallmoden und Ortshausen) zu verhütten. Die für den Schmelzprozess notwendige Holzkohle kam aus dem Raum Gittelde und Seesen. Aus dieser Zeit stammt noch das ehemals repräsentative große Faktoreihaus von 1729, das sich jedoch heute in einem erbärmlichen Zustand befindet. 1783 wurde in dieser Hütte der Hochofen errichtet, der in unserer Zeit ein einmaliges technisches Denkmal für Norddeutschland darstellt. Nach den Recherchen von Rainer Slotta/Bergbaumuseum Bochum in seinem Standardbuch „Technische Denkmäler in der Bundesreplik Deutschland“ von 1975 waren damals in Westdeutschland nur noch drei vollständig erhaltene historische Hochöfen vorhanden: neben dem Hochofen in Vossenack des ehemaligen Hütten- und Hammerwerks Zweifallhammer in der Eifel, der Hochofen in der Luisenhütte in Balve-Wocklum (Märkischer Kreis) und eben dieser Ofen in Bornum. Gespeist wurden die in dieser Hütte früher bestehenden Wasserräder zum Antrieb der Gebläse und der Hämmer durch einen Hüttengraben, der Wasser von der Nette durch einen früher existierenden Hüttenteich in dieses Gelände brachte. Unter Ausnutzung der natürlichen Geländebedingungen konnte dieser Hochofen von oben beschickt werden. Slotta schreibt dazu: Dieser Industriebau lässt etwas von der Größe und Monumentalität ahnen, die den Hochofen- und Hüttenanlagen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts eigen war. 1858 wurde die Eisenhütte aus Mangel an Eisenerz und durch starke Konkurrenz aus dem Ausland eingestellt. Danach waren bis heute immer wieder Firmenwechsel zu verzeichnen. Zu Ende des 19. Jh. waren Wagenachsen aus dieser Hütte sehr begehrt. Weiter ist bekannt, dass im September 1933 die Wilhelmshütte GmbH stillgelegt wurde. 1934 übernahm der Hildesheimer Kaufmann Otto Hempelmann die Hütte und ließ dort Öfen und Herde fabrizieren. 1938 waren 150 Arbeiter dort wieder beschäftigt und im 2. Weltkrieg haben einheimische Arbeiter und Zwangsarbeiter (vor allem Russen und Italiener) Geschossmäntel fertigen müssen. Im Dezember 1954 übernahm die Wilhelmshütte die in Konkurs gegangene Turmuhrenfabrik Weule aus Bockenem. 1966 kam mit dem erneuten Konkurs das endgültige Aus der Wilhelmshütte. Ein Jahr später wurden die Maschinen versteigert. In Gesprächen nach der Besichtigung wurde deutlich, dass es unbedingt notwendig ist, zumindest den Hochofen und das umliegende Gelände zu sanieren, damit ein gefahrloser Zugang möglich wird. Die Problematik liegt jedoch darin, dass der Gesamtkomplex heute in Privathand einer Person liegt, die in Frankfurt wohnt und sich offenbar kaum um diese Liegenschaft kümmert.
Hans-Heinrich Hillegeist