Archäologische Exkursion zum Rammelsberg 2015
Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege unterhält seit vielen Jahren den Stützpunkt „Montan-Archäologie“ in Goslar. Und ebenso lange ist Dr. Klappauf Leiter dieser Einrichtung. Zunächst war man in den Wäldern des Harzes unterwegs, um Hüttenplätze aufzuspüren und hat bisher rund 3.000 gefunden. Nach unbekannten Bergbau-Relikten am Rammelsberg wurde zunächst nicht gesucht, da man einerseits glaubte, vom Bergbau am Rammelsberg alles zu kennen, andererseits den „Alten Mann“ unter Bergen von Schutt unauffindbar vermutete. Als jedoch ein Lederschuh unmittelbar am Berg gefunden wurde, der auf das Jahr 1025 datiert werden konnte, elektrisierte die Aussicht, die Anfänge des Bergbaus am Rammelsberg zu finden, nicht nur die Archäologen. Mit dem Schrägaufzug erreichte die Exkursionsgruppe die Umgebung der Grabung. Auf dem Weg wies Dr. Klappauf auf in den Fels eingetiefte Karrenspuren hin, die durch das Bremsen der talwärts gezogenen voll beladenen Erzkarren entstanden waren. In Goslar bestanden Zwischenlager, wo die Hüttenleute zur Probe-Verhüttung Ein-Pfund-Stücke erhalten konnten, um die Wertigkeit der Ware festzustellen. Am „Alten Lager“ deutete der Archäologe auf Pflanzen, die auf den Schwermetall-Gehalt im Boden hinweisen. Rammelsberger Kupfer wurde in zahlreichen Kulturgütern von den Domtüren in Hildesheim bis zum Dreikönigsschrein in Köln nachgewiesen. Überall in Nordeuropa fand man inzwischen Spuren Rammelsberger Erze. Durch Aerosole gelangte Kupfer dieses Berges sogar in die Eis-Ablagerungen der Polarkappe. Der Tagebau „Schiefermühle“ wird zurzeit verfüllt, um ein Abrutschen des Bergteiles zu verhindern, auf dem unter anderem der Maltermeister-Turm steht. Auf dem Grabungsgelände hat man ein Niveau erreicht, auf dem der Wechsel vom Tagebau zum Abbau unter Tage festzustellen ist. Freigelegt wurde u.a. aus der Zeit um 1400 ein Holzbearbeitungsplatz mit zugespitzten Pfählen, ein Teichgrund, in dem Karrenspuren und Hufabdrücke erhalten sind, und eine Blei-Zinkerz-Halde. Ein freigelegter Stollen gibt noch Rätsel auf. Dendrochronologische Untersuchungen datieren die mit Kupfer durchtränkten Hölzer auf das Jahr 1470. Allerdings mussten diese Hölzer alle fünf Jahre ausgetauscht werden, so dass das Alter des Stollens weiter zurückliegen dürfte. Der Stollen endet an einem Verbruch, findet aber anschließend eine Fortsetzung. Die Art der Nutzung dieses Stollens ist noch nicht geklärt. Möglicherweise diente er der Entwässerung und/oder der Wasserzufuhr für Maschinen. Ein Geleucht aus Ton, ein halbes Holzrad und etliche genagelte Schuhsohlen, ein Holzsplint und ein Seil waren einige der Fundstücke, die die Teilnehmer in Augenschein nehmen konnten. Ein Faustkeil aus Erz zeigte auf, dass bis etwa 1200 durchaus Steinwerkzeuge im Bergbau im Einsatz waren, wie schon Agricola erwähnt hatte Geplant ist am Rammelsberg für die Zukunft ein Rundweg vom bestehenden Museum mit dem neuzeitlichen Bergbau über den Schrägaufzug in das „Alte Lager“, wo mit Sicherheit noch etliche Überraschungen und neue Erkenntnisse über die frühe Bergbauzeit am Rammelsberg auf die Ausgräber warten.
Klaus Gehmlich