Exkursion zur Erinnerungsstätte für Zwangsarbeiter des Nationalsozialismus im Landkreis Holzminden

Am 5. Mai 2017, einem kühlen Tag, fanden sich elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, um, gestärkt durch das gemeinsame Mittagessen im Restaurant Gutshof Wickensen, drei Stunden mit Dr. Hilko Linnemann, Holzminden, die Erinnerungsstätte zu erkunden. Er gab zunächst eine Einführung zu den wegen der alliierten Luftüberlegenheit 1943 einsetzenden Untertageverlagerungen von Rüstungsproduktion in Bergwerke und Höhlen allgemein und besonders in die Stollen des Asphaltabbaus im Hils. Er berichtete über die verlagerten Firmen – unter Hinweis auf die Rolle des Volkswagenwerkes – und die mehr als 5000 Zwangsarbeitern, die zunächst zum Aufbau der Lager und zum Ausbau der Stollen eingesetzt wurden und im Außenlager des KZ Buchenwald, im Außenlager des Zuchthauses Hameln und im Lager Lenne untergebracht waren.

Teilnehmergruppe

Die Erinnerungsstätte Lenner Lager befindet sich im Bereich des Lagers Lenne. Sie besteht aus dem Informationspavillon an der von der B 64 abzweigenden Straße „Am Bohlweg“, dem Lehrpfad, der durch den – damals wie heute – im Wald liegenden Lagerbereich führt und der auf alten Fundamenten neu errichteten Ausstellungsbaracke. Diese Erinnerungsstätte entstand im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose durch die Kreisvolkshochschule Holzminden. Der Lehrpfad führt vorbei an Überresten, bei denen kleine Informationstafeln auf ihre einstige Funktion hinweisen: Bereiche, wo Polen, Russen, Italiener und Juden in Holz- oder Steinbaracken hausen mussten. Funde aus der Spurensuche von Schülern der Oberschule Delligsen weisen auf die Einrichtung einer bislang in der schriftlichen Überlieferung nicht bekannten Entbindungsbaracke. Es sind noch viele Fundamente der nach Kriegsende abgebauten Baracken zu erkennen. In der Ausstellungsbaracke (seit September 2009) werden u.a. die Lebensumstände in den Lagern anhand von Porträts dokumentiert, ein Schienstrang weist die in den Hils verlagerten Firmen aus. Dass das Lager Lenne bei Kriegsende noch im Aufbau war, darauf weist zurückgelassenes Baumaterial wie Zementsäcke. Die Ausführungen von Herrn Linnemann gingen weit über das auf Informationstafeln und in der Ausstellung Darzustellende hinaus. – Die Ausstellung ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen, während der Lehrpfad jederzeit zu begehen ist.

Gudrun Pischke

Schale
Teilnehmergruppe