Exkursion in die "Stadt des guten Tones", Großalmerode
Am 9. September 2017 führte uns eine der Herbstexkursionen der Fachgruppe „Volkskunde“ ins Glas- und Keramikmuseum Großalmerode
Das Museum Großalmerode bietet Einblicke in die Entwicklung der Gewerbe und der damit verbundenen Menschen. Es zeigt vieles aus der 800-jährigen Tradition in der Ton- und Glasverarbeitung der Stadt. So auch in anschaulicher Weise die Arbeitsprozesse zur Gewinnung und Verarbeitung des Rohstoffs Ton vom benachbarten Hirschberg. Dort wurde bis vor wenigen Jahren noch ein großes Braunkohlevorkommen ausgebeutet.
Die im Laufe der Jahrhunderte stetig erweiterte Produktpalette im Ort reicht von Haushaltskeramik,Tonpfeifen und Murmeln bis zu großformatigen Schmelztiegeln und hochspezialisierten Feuerfeststeinen der Gegenwart. Inszenierte Arbeitsplätze und zwei DVD-Terminals lassen vor den Augen der Besucher Arbeitswelten im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne entstehen. So wurden wir mitgenommen in die Industriekultur und die Sozialgeschichte der "Stadt des guten Tones" Großalmerode.
Ein Raum im Museum widmet sich der Herstellung von Waldglas im Kaufunger Wald. Die Kunst, aus Sand Glas anzufertigen, wurde hier seit dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit ausgeübt. Die Zunft der Gläsnermeister, der Hessische Gläsnerbund, gründete sich in Großalmerode 1537 und hatte hier seinen Sitz. Die wenigen Glasobjekte, die die Jahrhunderte überdauerten, zeugen noch heute von der hohen Kunstfertigkeit Großalmeroder Gläsner (die korrekte Berufsbezeichnung der Glasmacher).
Das Museum Großalmerode bietet viel: Hinter den Produktionsabläufen und Objekten werden die Menschen erkennbar, die dies alles herstellten. Die Ausstellung beleuchtet ihre wirtschaftliche und soziale Situation, ihr Konsum- und Freizeitverhalten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Zeitraum vom Beginn der Industrialisierung bis in die 1950er bis 1960er Jahre. Diese sozialgeschichtlichen Themen bilden den eigentlichen Leitfaden durch die Ausstellung. Sie erläutern oder kontrastieren den gewerbegeschichtlichen Aspekt des Museums.
In das Museum ist die Heinrich Pforr-Galerie integriert, die sich dem Leben und Schaffen des Heimatmalers widmet.
Die moderne Präsentation im Glas- und Keramikmuseum Großalmerode ermöglicht es dem Besucher, aktiv die Kultur- und Gewerbegeschichte einer ganzen Region zu erfahren. Wir bedanken uns beim Geschichtsverein Großalmerode und der ersten Vorsitzenden, Frau Ute Harder mit ihrem Leitungsteam. Sie zeigten uns nicht nur nach der ausgezeichneten Führung weitere historische Filmaufnahmen, sondern verwöhnten uns anschließend mit Kaffee und Kuchen im Museum.
Informationen unter: http://www.glas-und-keramikmuseum.de
(Text Dr. Thilo Warneke/ Dr. Gerald Könecke)
(Fotos: Museum Großalmerode)